Hundeurin ist ja der Hauptgrund für die Ausbreitung der Wüsten. Wenn nicht überall Hundeverbote verhängt werden, sind „unsere Bienen“ zum Aussterben verurteilt.
Dieses Steinlaus-Biotop wurde mit Sorgfalt und Liebe angelegt. Ein Landschaftsgärtner-Betrieb kümmerte sich um ansprechende Optik. Die Platzierung des Müllbehälters erfolgte durch einen eigens aus Japan eingeflogenen Feng-Shui-Meister. Und dann haben Hundehalter ihre Köter reinscheißen lassen.
Als meine Hündin mit 14 ihr erstes Vestibulärsyndrom hatte, wurde mir klar: Mein Hund und meine Bandscheiben benötigen unbedingt eine Wohnung, bei der ein privater Pinkelgarten ohne Treppe erreichbar ist. Zufällig ergab sich das, ich bekam eine Wohnung mit 70m2 „Grünfläche“. (Ich als Botanikerin verstehe unter einer „Grünfläche“ das Ergebnis von einigen Stunden Arbeit mit einem Farbkübel und einer Malerrolle. Aber wer bin ich schon.)
Bei der Grünfläche handelte sich um eine Ansammlung von exotischem Ziergestrüpp, aber zum Pinkeln reicht das ja. Kann man lassen, ist ja nur ein Pinkelgarten.
Nach dieser vernünftig-pragmatischen Feststellung griff ich zum Telefon und beauftragte eine Gärtnerei damit, das Ziergestrüpp zu roden und mir Dutzende Setzlinge zu liefern.
Maya erlitt kurz nach dem Einzug in die neue Wohnung eine zweite Attacke des Vestibulärsyndroms. Gassigehen unmöglich. Der ganze Urin rann auf die eingesäte und neu bepflanzte Fläche, wochenlang, den vor allem in der Nacht hatte sie hartnäckige Gleichgewichtsprobleme. Hat es den Pinkelgarten gestört? Nein. Der Pinkelgarten verwandelte diesen Dünger umgehend in Blätter.
Das alte Mädchen lebte über 17 Jahre. Der Pinkelgarten bekam alles ab, was das Greisenalter leider mit sich bringt: Arthroseschübe, Herzschwäche, Nebennierentumor, Demenz. Urin, Urin, Urin und noch mehr Urin.
Maya ist im Pinkelgarten gestorben und ihre Asche habe ich dort vergraben. Sie hat sich in Lilien verwandelt.
Erholung für den Pinkelgarten? Nein. Es gibt Schlimmeres als alte Hunde, nämlich WELPEN. Sie ähneln einer Büffelherde. Sie pinkeln, kacken, nagen, rupfen und graben. So ein Welpi räumt Töpfe aus, findet Regenwürmer, frisst sie und erbricht sie in die Astern. Es bekommt Spulwürmer und kackt sie nachts in die Beete. Es frisst Lilien und bekommt Bauchweh. Es zerstört das Moos, es reißt die Farne aus, es trägt nachts eine Keller-Finsterspinne vom Garten in mein Bett. Ich schick dich zurück, du Gfrast!
Jetzt ist das Welpi auch schon wieder erwachsen und der Rüde ist ein 13jähriger Oldie, mit gewissen Altherren-Problemen an der Blase. Wie die Zeit vergeht. Der Pinkelgarten ist 5 Jahre alt. So sieht er heute aus:
Der BAUERNGARTEN folgte immer schon dem Motto: „Wo Mistus, da Christus!“ Den erfolglosen Baumscheiben-Blümchenpflanzern sei daher ein Blick in Bauerngärten empfohlen: „Nitrophile“ Pflanzen beherrschen das Bild. Das sind jene Pflanzen, die von Natur aus viel Stickstoff vertragen. Alle „Starkzehrer“ unter den Gemüsen, Brombeeren, Erdbeeren, Sonnenblumen, Herzgespann, Beinwell und viele andere lieben es ausdrücklich, wenn sie mit (Hunde)Pisse versorgt werden. Tomaten soll man gar mit Urin düngen, 1 Teil Pisse auf 20 Teile Wasser.
STICKSTOFF-ÜBERDÜNGUNG ist zweifellos ein Problem des Umweltschutzes, eines von vielen. Nein, die Hunde sind nicht schuld daran, sondern die wichtigsten Stickstoffquellen sind die Intensiv-Landwirtschaft, der Verkehr (Diesel, Stickoxide…) und das Verheizen fossiler Rohstoffe. Anders ausgedrückt, 8 Milliarden Menschen hinterlassen zwangsläufig sehr viel Dreck, insbesondere in ihren Städten.
Im urbanen Raum gibt es keine Flächen, die nicht massivst überdüngt und durch Betritt strapaziert sind. Pflanzen mögen überwiegend keinen Betritt – egal ob Menschen, Hunde, Vieh, Hühner auf sie draufsteigen. Dazu kommt häufig eine Versalzung des Bodens durch völlig übersteigerten Streumittelgebrauch im Winter. Im Sommer knallt die Hitze herunter, bei 50 Grad am Boden ist Photosynthese unmöglich.
Wer in einer Baumscheibe direkt bei einer frequentierten Haltestelle „garteln“ will, muss mit Betritt, Streusalz, Hitze, Müll und, ja, Hunde-Urin gärtnerisch umgehen können. Eine Sammlung heimischer Orchideen ist dort nicht realisierbar, aber der invasive Sommerflieder hält sich vielleicht. (Bitte eine sterile Sorte kaufen.) Das Projekt „naturnahe Magerwiese“, initiiert von irgendwelchen lokalen GrünInnen und direkt hinterm Fußballstadion angesiedelt, finde ich gärtnerisch sehr spannend! Nur die Hassbotschaften wider Hunde stören die Heile-Welt-Optik dann doch ein wenig.
Liebe Baumscheiben-BlümchensetzerInnen, pinkelnde Hunde sind nicht das alleinige, weltzersetzende Problem. Sorry. Bevor ihr Hass-Botschaften an die Bäume nagelt, Verbotsschilder in euren Schotter zementiert und euch über die gesch….n Hunde aufregt, solltet ihr euch lieber mit der Frage ausseinandersetzen, welche Pflanzen solche katastrophalen Bedingungen überhaupt aushalten können.
Pflanzen sind Lebewesen. Sie haben arttypische Bedürfnisse hinsichtlich Unterbringung, Fütterung, Wassermenge und Vergesellschaftung. Sie sind da genau wie Tiere. Wer sich damit auseinander setzt, wird Gärtnerfreuden erleben. Und wer sich das spart, dem hilft es auch nicht, wenn er den Fiffi der Frau Huber scapegoated. (Ja, das ist der psychologische Begriff dafür!)