Frühling. Die Vögelein tirilieren, die Bienlein summen sexy und aus den Kehlen gewisser Klientel erschallt der Ruf:
„HUNDÄÄÄÄ AN DIE LEINÄÄÄÄÄ!“
Markig kommt noch der Zusatz:
„ES IST BRUT- UND SETZZEIT!
Brutzeit, ja. Die Vögelein bauen Nestlein und die Spitzmäusleins trappsen ordentlich hinter ihrer Mama her.
Es ist völlig einzusehen, dass mein 13jähriger Rüde nur darauf aus ist, pro Tag ein Dutzend Rehleins, Häschen und Vögelchen zu zerfleischen.
Meine Hunde haben immer schon eine Spur aus zerfleischtem Wild und Nutzvieh hinter sich her gezogen:
Meine Junghündin gehört nun gar einer Sorte von Hunden an, die zum „Hüten“ von Nutzvieh da sind. Hüten, das heißt „darauf aufpassen und keinesfalls verletzen“.
Für dieses Bild hat ihr Züchter das Copyright, bitte nicht vervielfältigen.
Hundääääää an die Leinääääää! Unsere Wild- und Nutztiere müssen geschützt werden! Fix nochamal! Vor dem Cavalier-Spaniel mit dem chronischen Kopfwehproblem. Vor der nach Luft ringenden Englischen Bulldogge. Vor dem Englischen Mastiff, der ein Tierärzte-Team braucht, damit er sich von seinem Behindertenbett zur Rampe ins Auto schleppen kann. Vor dem 15jährigen Labrador, der Herztabletten schluckt und zum Infiltrieren geht. Vor dem 9 Wochen alten Pudelwelpen, der nach seiner Mama weint. Alle verdammten Hundäääää an die Leinääääää, in allen Grüngebieten, immer, überall! ZUM.SCHUTZ.DER.WILDTIERE! JAWOLL!
Wir lassen unseren Blick jetzt durch den Mai-Nachmittag schweifen und sehen: Eine Katze. Und noch eine. Dann noch eine dritte. Oh, und dort ist die auch eine! Die lieben Kätzchen sind sogenannte „Freigänger“ und beschäftigen sich artgerecht damit, heimische Wildtiere zu stören und zu töten.
Das Interessante ist, dass das bei Katzen nichts macht.
Katzen lesen ja immer ein Bestimmungsbuch, ehe sie einen Kleinsäuger oder einen Singvogel killen. Sie können geschützte Arten mühelos identifizieren, weswegen ihr Besitzer unbesorgt über Pfingsten nach Griechenland reisen und sein geliebtes Büsi allein draußen lassen kann.
Nie, nimmer und nicht würde eine Katze das Nest eines Bodenbrüters ausräumen. Das tut nur der dreijährige Mastiff mit der Endstage-Arthrose, deswegen Hundäääää an die Leinääääää!
Katzen vergraben ja bekanntlich ihren Kot und falls sie das im Gemüsebeet oder in der Sandkiste eines Nachbarn machen, ist das SO SÜSS. Auch falls der Haufen zur Reviermarkierung einfach liegen bleibt, ist das herzig. Und so duftig, ganz wie Rosen, immerhin hat Katzispatzi ja vorher beim öffentlichen Kanal eine Maus erwischt und gefressen. Die war Zwischenwirt für Spulwürmer, aber der Kontakt damit wird höchstens das Immunsystem der Nachbarskinder trainieren. Außerdem wird die Katze eh zweimal pro Jahr mit natürlichen Kräutern entwurmt. Hunde? Hundäääää sind an der Leinäääää zu führen und von Grünflächen sowie vom Spielplatz fern zu halten!! Und räumt die Hundescheiße weg, verdammt nochmal! Das ist ja widerlich!
Lieber Gesetzgeber, meinst Du nicht auch, dass der nahezu flächendeckende Leinenzwang für Hunde eine Verarsche der Extraklasse ist? Oder sollen wir es „Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe wegen ihrer Haustiere“ nennen? Kann es nicht sein, dass einige politisch einflußreiche Gruppen ein Problem mit Hunden haben, aber nicht mit Katzen? Kann es sein, dass bei Maßnahmen wider die kopfstarke Katzenlobby Wählerstimmen und Spendengelder verloren gehen könnten?
Ich für mein Teil werde dem Leinenzwang in sämtlichen Grüngebieten jedenfalls so lange mit *Ignore* begegnen bis mir jemand schlüssig erklärt, warum absolut jeder Hund als Killer gilt und absolut jede Katze als süß.
Diese hübsche Europäisch Kurzhaar lag an der Hauptstraße, gut möglich, dass der Fahrer aufgrund der Verkehrssituation keine Vollbremsung machen konnte. R.I.P. schöne Katze, die im gesicherten Freigang, also unter Aufsicht und an der Leine, sicher länger gelebt hätte. Dir gilt kein Plärren nach der Leinäääääää.